«Kunst Lokal»: Eine Plattform für Künstler aus der Region

RHEINFELDEN
von Roswitha Frey — az Aargauer Zeitung – 15.11.2016 um 12:54 Uhr

VEREDA DEL TANGO - Km 11255 - Rheinfelden - Kurbrunnenanlage
«VEREDA DEL TANGO» von Bettina Costa

Zum dritten Mal macht sich die Stadt für dieses spezielle Kultur-Engagement stark. An der Ausstellung «Kunst Lokal» regen Installationen zum Nachdenken an.

«Das wird ein Knaller im Kunstherbst», mit diesen Worten griff die Rheinfelder Kulturstadträtin Béa Bieber bei der Eröffnung der Ausstellung «Kunst Lokal» in der Kurbrunnenanlage das Wortspiel «Knall» auf, das auf den Plakaten und Einladungen prangt.
Zum dritten Mal macht sich die Stadt für dieses spezielle Kultur-Engagement stark.
15 spannende und interessante Künstlerinnen und Künstler seien zu entdecken, darunter ein grosser Teil aus Rheinfelden, aber auch aus Lörrach, Weil am Rhein, Grenzach-Wyhlen und Basel. Eine dreiköpfige Jury hat aus 40 Bewerbungen die Teilnehmer mit Werken zum Thema Mensch, Umwelt und Natur ausgewählt. Die dritte Ausgabe sei sehr mutig, befand Bieber, sie stelle höhere Anforderungen an die Ausstellungsbesucher als sonst.

Reflexion über Konsumgesellschaft

Durch die Rauminstallationen in der Trinkhalle und im Saal könne man die Räume neu wahrnehmen, sie würden sich dadurch verändern. Nach den Worten Biebers habe die Ausstellung den Anspruch, sichtbar zu machen, was Künstler bewege. Die Besucher sollten mit Offenheit den Werken gegenüber treten.

Von Ausgabe zu Ausgabe habe sich Kunst Lokal gewandelt, sagte Kuratorin Michelle Geser. 2012 habe man mit einem farbigen Paukenschlag angefangen, 2014 waren poetische, ruhige Reflexionen angesagt, und jetzt habe man erstmals ein übergreifendes Thema gewählt: der Mensch in einer sich stetig wandelnden Welt. Geser stellte die einzelnen Künstler und ihre Werke vor, die Einblick in das aktuelle Kunstschaffen der Region geben.

In seiner Installation mit Steinen, geometrischen Streifen sowie Licht- und Schatteneffekten in der Trinkhalle setzt sich das Künstlerpaar Daniel Göttin und Gerda Maise mit dem Raum, der Geschichte und der Architektur der Kurbrunnenanlage auseinander. Zeit- und gesellschaftskritische und existenzielle Fragen des Menschseins wirft die raumbeherrschende Installation von Gerd Paulicke aus Grenzach-Wyhlen auf: Seine Mixed-Media-Installation mit Bauelementen, Stelen, einer einsamen Figur, die vor einem Monitor kauert, und einer Müllhalde voller Blechdosen und Plastikflaschen ist eine Reflexion über die Konsumgesellschaft, die Verschmutzung der Umwelt und den Menschen in der heutigen Zeit. Auch Paulickes weiss gedeckter «Tisch» mit Tischdecke, Gläsern und Schüssel mit weisser Flüssigkeit regt zu vielerlei Assoziationen an.

Das präsente Thema Migration und Flüchtlinge setzt Robin Ballard in zwei getrennten blauen Schmetterlingsflügeln symbolhaft um – als Sinnbild für Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit der Existenz. Mit Endlichkeit, Vergänglichkeit und Sterben beschäftigt sich Eva Borner in ihrer Videoarbeit «Stunde der Sterne».

Mit der Wahrnehmung spielen die Bilder von Jean-Claude Houlmann, deren Muster flirrende optische Effekte auslösen. Realistische, einfühlsam erfasste Frauenfiguren in ausdrucksstarken Farben zeigt die Malerin Edith Manschott, darunter eine Frau bei alltäglicher Arbeit und zwei anmutige Schwestern als Badende in Harmonie mit der Natur. Eine ganze Wand hat Lisa Greber mit expressiven Porträts, Frauen- und Männergesichtern und kraftvollen Akten gefüllt.

Aufforderung zum Tanzen

Ruth Loibl aus badisch Rheinfelden lässt in ihrer Papierarbeit «Ereignis an der Oberfläche» Strukturen, Ornamente und organische Formen zu flimmernder Wirkung verschwimmen. Ausserdem zeigt Loibl Eisenguss-Plastiken, in denen sie vieldeutige Formen aufgreift. «Licht-Momente – Stille Natur» nennt Roland Senger, ebenfalls aus dem badisch Rheinfelden, seine Naturfotografien von Blättern und Pflanzen, die eine magische Poesie und meditativen Zauber ausstrahlen.

Von Ruth Berger sieht man grossformatige Ölkreidearbeiten auf Papier, in denen silhouettenhafte Pflanzen ein Symbol für Leben und Vergänglichkeit darstellen. Mit reliefhaften Strukturen auf grosser weisser Fläche lässt Therese Hofer eine Art Landschaft entstehen. Michael Thümmrich bringt vielgestaltige Eindrücke der Landschaft, Menschen, Pflanzen-, Natur- und Tierwelt Afrikas zu Papier. Roy Andreas Hofers «Daily Signs» auf Neonacrylglas verweisen auf die mediale Welt. Die Skulpturen von Maritta Winter in organisch geschwungenen Formen und fliessenden Bewegungen vermitteln Dynamik.

Grundschritte für den Tango hat Bettina Costa in Street-Art-Malerei unter dem Vordach angebracht – eine Aufforderung zum Tanzen. Auch Ausseninstallationen auf dem Vorplatz weisen den Weg zu dieser spannenden Plattform für zeitgenössischer Kunst, die von einem Rahmenprogramm mit Führungen, Künstlergesprächen und musikalischer Lesung begleitet wird.

Ausstellung: bis 27. November, Donnerstag, Freitag 16–20, Samstag und Sonntag 11–17 Uhr. Führung am 19. November, 14 Uhr, Rundgang mit Künstlergesprächen am 17., 18., 24. und 25. November, jeweils 19 Uhr.

Zum Artikel in der Zeitung

kunst lokal rheinfelden 2016 (juriert)

Projekt «VEREDA DEL TANGO – Km 11255»
11. – 27. November 2016

Vernissage 11. November 2016
Finissage 27. November 2016

Kurbrunnenanlage Rheinfelden – Habich-Dietschy-Strasse 14, 4310 Rheinfelden, Schweiz

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SWAB Barcelona 2016

International Contemporary Art Fair
29. September – 2. Oktober 2016

ITALIAN PAVILION (Z.6). FIRA BARCELONA
Plaça de Carles Buïgas (gegenüber der Font Màgica de Montjuïc)
Barcelona, Spanien

Kunst im Hotel Euler

Seiner Philosophie «Kunst, Kultur und Kulinarik» wird das Euler u.a. auch durch wechselnde Ausstellungen lokaler sowie überregional bekannter Künstler gerecht. Die Kunstwerke, die in der Art Passage des Hotels gezeigt werden, bereichern das stilvolle Interieur des Hauses. So beginnt Ihre Entdeckungsreise der Kulturstadt Basel schon bei uns im Hotel.

DIE AKTUELLE AUSSTELLUNG IM HOTEL EULER:

«TANGO SERIEN» VON BETTINA COSTA

Vom 2.9.2016 bis Ende Januar 2017 präsentieren wir in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Dr. Nadja Borer ausgewählte Werke aus den kürzlich erschaffenen «Tango Serien» von Bettina Costa.

Die Ausstellung umfasst poetische, pastellfarbene Acryl-Malereien sowie von Street Art inspirierte, farbenfrohe Collagen. Zentrales Motiv sind die aneinandergeschmiegten Körper Tango tanzender Paare. Mit ihrer persönlichen Technik gelingt es der Künstlerin, Bewegung, Leidenschaft und Musik in ihren Werken aufzuzeigen. Sie laden nach Argentinien ein und dazu, den Zauber des Tango selbst zu erleben.

DIE KÜNSTLERIN BETTINA COSTA

Bettina Costa wurde 1965 in Rosario (Argentinien) geboren. Seit 2001 wohnt sie in der Schweiz.

Ihre Reise als Künstlerin begann mit einem realistischen Stil. Zu verstehen, dass ein Bild nicht unbedingt exakt der Realität, die es darstellt entsprechen muss, verlieh ihr Flügel für die Welt der Abstraktion. Das Thema «Tango», das als Leitfaden durch ihre aktuellen Werke führt, ist inspiriert durch die Sehnsucht nach Ihrem Geburtsland Argentinien, der Wiege dieses leidenschaftlichen Tanzes.

Art Passage – Hotel Euler Basel (solo)

Sie musste lernen, den Tango zu lieben

RHEINFELDEN
von Hans Christof Wagner — az Aargauer Zeitung

Zuletzt aktualisiert am 29.5.2016 um 17:41 Uhr

© Hans Christof Wagner

Einst dachte sie, der Tanz aus ihrer Heimat Argentinien sei etwas für alte Leute. Mittlerweile hat die Rheinfelder Künstlerin dem Tango eine Ausstellung gewidmet.

Sie ist 1965 in Rosario/Argentinien geboren. Aber in ihrer Familie spielte der Tango trotzdem keine Rolle. Sie weiss noch: «Immer wenn Tango im Fernsehen kam, fanden wir das langweilig und haben sogar abgeschaltet.» Doch vor dem Hintergrund, das Heimatland verlassen zu haben, bekam der populäre Volkstanz, der mit Argentinien so verhaftet ist wie der Gaucho, die Pampa und das Rindersteak, für sie eine neue Dimension.
In der Melancholie von Text und Musik des Tangos widerspiegelt sich die Trauer über den Verlust der europäischen Heimat einer Generation, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Argentinien einwanderte. «Da wurde ich mir bewusst, dass ich ja auch Einwanderin bin», sagt Bettina Costa, die seit 15 Jahren in der Schweiz und seit zehn Jahren in Rheinfelden lebt.
Also setzte sie sich künstlerisch, wie es ihrem Metier entspricht, damit auseinander und gewann in diesem Prozess Freude daran. Aus drei Schaffensjahren (2014 bis 2016) sind ganze Serien entstanden, die bis zum gestrigen Sonntag in der Kurbrunnen-Trinkhalle zu sehen waren.

Drei Schaffensjahre

Der erste Zyklus von 2014 zeigt das Abstrakte, dessen sie sich zuvor widmete, noch am ehesten. Hier sind die Körper der Tanzenden nur schemenhaft und flächig auszumachen. Doch die Bandbreite der Ausstellung war immens: von Miniatur-Darstellungen auf Wellkarton bis zu grossformatigen Arbeiten in Acryl mit unterschiedlichen Fokussierungen, Farben und Blickwinkeln.

Reizvoll: Das Sepia alter Tango-Anleitungen im Kontrast zum Bunt der darauf aus Zeitschriften und Modekatalogen aufgeklebten Figuren, die dadurch noch poppiger und frischer wirkten. Vielleicht kann nichts den Sinneswandel Bettina Costas augenfälliger machen: «Für mich hat heute der Tango nichts mehr mit alten Leuten zu tun, heute ist er für mich Mode, Jugend und Identität.»

Neue Initiative der Stadt

Die Tango-Ausstellung in der Kurbrunnenanlage war Auftakt zu einer neuen städtischen Initiative: «Kunst trifft Musik», angestossen von Michelle Geser. «Wir möchten damit ein neues Gefäss schaffen, im kleineren Rahmen, unterhalb der Kulturnacht angesiedelt», sagte bei der Vernissage Stadträtin Béa Bieber. Und: «Wenn es gut ankommt, möchten wir zwei bis drei Ausstellungen jährlich machen.»

Kunst trifft Musik – schon bei Bettina Costas Ausstellung war das Programm: Gab es doch neben der künstlerischen Auseinandersetzung damit auch Tango zu hören und zu sehen: Zu Original-Klängen aus Argentinien bewiesen die Profis Lia Jeker und Ozgur El turquito Demir, dass der Tanz mit alten Leuten gar nichts zu tun hat.

Zum Artikel in der Zeitung

Kunst trifft Musik (solo)

Trinkhalle Kurbrunnen AUSSTELLUNG kuratiert von Michelle Geser
TANGO SERIES
27. – 29. Mai 2016

Freitag, 27. Mai 2016, 19 Uhr
Vernissage mit Tango-Show und Tango-Crashkurs für alle ab 20 Uhr
Samstag, 14 – 19 Uhr
Sonntag, 10 – 19 Uhr

In der Kurbrunnenanlage Rheinfelden – Habich-Dietschy-Strasse 14, 4310 Rheinfelden, Schweiz

ROOM ART FAIR #5 Madrid

26. / 27. / 28. Februar 2016

Hotel Petit Palace Santa Bárbara
Plaza Santa Bárbara 10, 28004 Madrid, Spanien